**GERHARD WEISSGERBER **
EINE SCHACHBIOGRAPHISCHE SKIZZE

Gerhard Weißgerber
Geboren in Großrosseln am 13.10.1905
Gestorben in Kaiserslautern am 22.10.1937
Beerdigt am 25.10.1937 in Großrosseln.
Sein Grabmal steht heute unter Denkmalschutz.
GERHARD WEISSGERBER-KURZBIOGRAPHIE
Gerhard Weißgerber [Weißgerber = korrekte Schreibweise; alle Abänderungen aus kalligraphischen Gründen;] wurde am 13.10.1905 als 2. Sohn des damaligen Bürgermeisters von Großrosseln geboren. Er besuchte bis zur Obersekunda das Gymnasium (Klasse 11) und trat später als kaufmännischer Lehrling bei der Firma Röchling in Völklingen ein.“ (Chronik 1970) Er war Mitbegründer des SC Großrosseln, bei dem er bis 1922 spielte, um sich dann dem SC Völklingen anzuschließen. Seinem Heimatverein, dem SC Großrosseln, blieb er jedoch zeitlebens treu; denn immer dann, wenn er sich in seinem Heimatort aufhielt, besuchte er seinen alten Club, um mit den anwesenden Freunden Schach zu spielen. Wohl noch 1924 wechselte er zur Saarbrücker Schachgesellschaft 1919. Anscheinend trat er um 1930 dem Verein Schachfreunde Burbach bei, wobei die Gründe für diesen Wechsel unklar sind, möglicherweise spielten berufliche Gründe eine Rolle. In diesen schwierigen Jahren die Weltwirtschaftskrise 1930 – 1933/34 traf Deutschland besonders hart verlor er seine Arbeitsstelle bei der Fa. Röchling und war mehrere Jahre arbeitslos. 1932/33 wechselte er zum SK 1905 Zweibrücken und schließlich verlegte er spätestens Mitte 1936 seinen Wohnsitz von Großrosseln aus nach Kaiserslautern, wo er als kaufmännischer Angestellter bei der Fa. Pfaff (Nähmaschinenherstellung) eine neue Tätigkeit gefunden hatte. In dieser Zeit spielte er für den Schachklub Kaiserslautern, dem er am 1.5.1936 beitrat. Er war verheiratet und hatte mindestens 2 Kinder. Er starb am 22.10.1937 im Alter von nur 32 Jahren und wurde am 25.10.1937 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in seiner Heimatgemeinde Großrosseln/Saar beigesetzt.
1920-1924 GERHARD WEISSGERBER-DIE FRÜHEN JAHRE
In den Jahren 1920 bis 1922 hören wir so gut wie nichts über G. Weißgerber. Jedenfalls taucht er in diesen Jahren in den Unterlagen des SSV, soweit sie uns vorliegen, nicht auf. Es ist lediglich erwähnt, dass Gerhard Weißgerber Gründungsmitglied des 1920 in Großrosseln gegründeten Schachvereins gewesen ist. (s. ob.) 1922 schloss er sich dem SC Völklingen an, bei dem er mit Sicherheit bis 1924 blieb. Seinem Heimatverein blieb er sowieso treu und war auch später Mitglied dieses Vereins.
I. VEREINSTURNIERE DES SC VÖLKLINGEN 1922 - 1924
Das Winterturnier, die Vereinsmeisterschaft des SC Völklingen 1922/23, gewann Weißgerber vor Kunz und Heinz.
Die Endtabelle dieses Vereinsturniers: Rang | Name | Ergebnis | Bemerkung |
1 | Weißgerber | 29 | Sieger und 1. Preisträger |
2 | Kunz | 28,5 | |
3 | Heinz | 27,5 | |
4 | Hollinger, R. | 27 | |
5 | Kappel, Al | 26 | |
| | | Diese fünf gehören der A-Klasse an |
| | | Es folgen noch weitere 14 Spieler, die der B-Klasse (Rang6-15) bzw. der C-Klasse (=Rang 16-19) zugeordnet wurden |
Im Sommer 1923 trugen diese 5 A – Klassespieler verstärkt durch den Vorjahressieger Diehl ein weiteres Vereinsturnier aus, in dem Kunz gewann und Weißgerber mit dem 2. Platz vorlieb nehmen musste.
Der Endstand dieses Turniers:
(Es wurde doppelrundig gespielt.) Rang | Name | Ergebnis | Bemerkung |
1 | Kunz | 9 | Sieger und 1. Preisträger (Er erhielt den Wanderpokal |
2 | Weißgerber | 7,5 | |
3 | Heinz | 6,5 | |
4 | Hollinger, R. | 5 | |
5 | Kappel, Al | 2 | |
6 | Diehl | 0 | |
II. GERHARD WEISSGERBERS ERSTER AUFTRITT BEI EINEM SSV - TURNIER
Trotz seiner bereits hier sichtbaren schachlichen Fähigkeiten, hatte G. Weißgerber im 1. offiziellen Schachkongress SSV 1923 (SSV-Gründung : 13.12.1921) keinen guten Start hingelegt. Er landete abgeschlagen mit lediglich 2,5 Punkten aus 6 Partien auf Platz 32 bei insgesamt 52 Teilnehmern. Dieser 1. offizielle Schachkongress (= SEM) wurde über Pfingsten 1923 (19. – 21.5.1923) im Lokal „Knipperbräu“ in Saarbrücken, Bahnhofstraße, ausgetragen. Sie-ger dieser 1. offiziellen SEM des SSV wurde Adolf Haas, Fischbach. 1923 nahm er auch an den Vereinsmeisterschaften der Schachfreunde Burbach teil. Von dieser Vereinsmeisterschaft ist uns die bislang früheste Partie von Gerhard Weißgerber überliefert, die wir dem geneigten Leser nicht vorenthalten möchten; denn sie zeigt uns bereits Weißgerbers Angriffsstil, der ihn später zu so großen Erfolgen führte. Leider hat uns der Chronist, Claus Malter,Gründungsmitglied des SSV, der die Schachecke in den Völklinger Nachrichten führte, nichts weiter über diese Vereins-meisterschaften berichtet. Am 2. ( offiziellen ) Schachkongress (SEM), 1924 in Neunkirchen ausgetragen, nahm G. Weißgerber anscheinend nicht teil. Jedenfalls taucht er in den vorhandenen Unterlagen nicht auf. Am 29.11.1924 trat GM Akiba Rubinstein gegen 26 Spieler aus Saarbrücken und Umgebung zu einer Simultanvorstellung im Gasthaus Knipperbräu, Bahnhofstr., an. Er siegte an 20 Brettern, musste sich zweimal geschlagen geben. Ein Unentschieden erreichten 4 Spieler der SSG : Gerhard Weißgerber, Ludwig Reichel, Gustav Möhler und Herr Zimmermann. Die Partie von Gerhard Weißgerber ist uns erhalten geblieben. (s. unten)
III. GERHARD WEISSGERBER TRITT DER SSG 1919 BEI
Damit ist klar, dass er 1924 bereits der Saarbrücker Schachgesellschaft 1919 (SSG) angehörte und an deren Winterturnieren teilnahm. Diese Winterturniere der SSG waren in mehrere Klassen, je nach Spielstärke, aufgeteilt. Offensichtlich reichten Weiß-gerbers Erfolge in Völklingen aus, ihm sofort die Zulassung zur A – Klasse der SSG zu ermöglichen. Die Teilnahme an den Spielen der A – Klasse der SSG, die spielstärkste Klasse ihrer Winterturniere, setzte schon ein hohes Maß an schachlichem Können voraus. Mitun-ter war die A – Klasse der SSG so stark, wenn nicht gar stärker besetzt als ein saar-ländisches Meisterturnier der SEM dieser Jahre. Dass Weißgerber ohne Probleme bei der SSG der A –Klasse zugeordnet wurde, mag auch daran gelegen haben, dass er im Herbst 1922 oder Frühjahr 1923 an einem Si-multanturnier teilnahm, das Ludwig Rief, SSG, in Völklingen an 14 Brettern gab. G. Weißgerber gewann seine Simultanpartie gegen L. Rief überlegen. Daher kannte man auch die Spielstärke von Weißgerber hinreichend gut, obwohl er bei der ersten offi-ziellen SEM 1923 nicht sonderlich überzeugte.
L. Rief konnte in Völklingen 8 Partien für sich entscheiden, er verlor 4 (u.a. gegen Weißgerber) und remisierte 2 Partien. (= rd.57% Gewinnpartien)
Anmerkung W. Maier.]
IV. ENDTABELLE DES WINTERTURNIERS DER SSG 1924 / 1925
Die Endtabelle des Winterturniers der SSG 1924/1925 Rang | Name | Ergebnis | Bemerkung |
1 | Gebhard, Fritz | 14,5 | Sieger |
2 | Weißgerber, Gerhard | 13,5 | |
3 | Kerbel Waldemar | 13 | |
4 | Petry | 8,5 | |
5 | Reichel Ludwig | 8,5 | |
6 | Dr. Löwy | 8 | |
7 | Zimmermann | 7 | |
8 | Rief, Ludwig (jun)* | 6,5 | |
9 | Rief, Willi (sen) | 6 | |
10 | Dr. Gilbrin | 4,5 | |