Lebacher Schachgeschichte 1923 - heute

Autor : Wolfgang Maier

Geschichte des 1. Lebacher Schachclub

Das 20jährige Jubiläum des SCL, der am 12.03.1975 gegründet wurde, gibt Anlass dazu, über die Ursprünge des Schachsports in Lebach nachzudenken. Unser Wissen über den 1. Schachclub, der in Lebach existierte, verdanken wir in erster Linie unserem verstorbenen Mitglied Rudi Steinmetz (1904 - 1980), weiterhin Mathilde Irsch geb. Dörr, Mottener Str. 1. Wichtig war aber auch das Studium des Archivs der Saarbrücker Zeitung, in der viel Wissenswertes über die Entwicklung des SSV (= Saarländischer Schachverband) enthalten ist und soweit der SCL an den Veranstaltungen des SSV teilnahm, erfahren wir auch einiges über den SCL.Schon vor dem 1. Weltkrieg bildeten sich im Saargebiet teils auf privater Basis teils auch schon vereinsmäßig organisiert, Gruppen bzw. Vereine, die den Schachsport regelmäßig betrieben und pflegten. In Merzig (1896 = erste Vereinsgründung im Saargebiet!), Fischbach, Püttlingen, St. Ingbert, Saarbrücken, Neunkirchen und an anderen Orten des Saargebiets wurde eifrig Schach gespielt. Nach dem 1. Weltkrieg erfolgten weitere Vereinsgründungen im Saargebiet, so dass die Notwendigkeit deutlich wurde, einen übergeordneten Verband zu gründen, was am 13. Dezember 1921 geschah. Der SSV entwickelte auch sofort eine rege Turniertätigkeit, die ihrerseits die Gründung neuer Vereine anregte. In diesen Jahren müssen sich in Lebach begeisterte Schachsportler zusammengefunden und den 1. Schachclub in unserer Heimatstadt aus der Taufe gehoben haben. über das genaue Datum sind wir nicht informiert. Ganz sicher ist jedoch, dass der neue Verein im Jahre 1923 bestand, vermutlich aber schon 1922, denn der Dirminger Verein ebenfalls 1922 gegründet, trug mit Lebach - wie aus dessen Unterlagen hervorgeht - frühzeitig Freundschaftskämpfe aus. Genauere Daten sind uns jedoch nicht überliefert. Andererseits deutet das erfolgreiche Auftreten des 1. Lebacher Clubs darauf hin, dass wohl schon einige Zeit vorher eifrig Schach gespielt wurde, denn nur so wird verständlich, dass der 1. Schachclub in Lebach bereits früh Erfolge erzielte.


Zu den Mitgliedern des damaligen Vereins gehörten die Brüder Richard und Edmund Dörr, Adolf Kallenborn, Rudi Steinmetz und als Vorsitzender ist uns Nikolaus Biehl überliefert. Insgesamt dürften dem Club ca. 20 Mitglieder angehört haben. Dies geht aus Ranneforth´s Schachkalender 1926 hervor. Weitere Mitglieder waren: Dr. Lehmen und H. Reitz, die beide nicht weiter bekannt sind. Weiterhin noch die Herren Kiefer und König, Landsweiler. Es scheint auch, dass der damalige Lebacher Pastor Dahmen eifrig Schach spielte.
Spiellokal war die Gaststätte Dörr, Mottener Str. 1, das Elternhaus von Richard und Edmund Dörr.
Der SSV führte jährlich 2 wichtige Turniere durch: die SMM (= Saarländische Mannschaftsmeisterschaft) und die SEM (= Saarl. Einzelmeisterschaft). Die SMM begann meist im Oktober und zog sich bis etwa März des nächsten Jahres hin. An ihr konnten alle Vereine mit Achtermannschaften teilnehmen. Neue Mannschaften begannen in der C - Klasse und konnten sich über die B - Klasse in die A - Klasse hochsiegen. Der SSV trug 1922 die 1. SMM aus, an der Lebach nicht teilnahm. Auch an der 2. SMM, die im Frühsommer 1923 ausgetragen wurde, nahm der SCL nicht teil. Erst für die 3. SMM, die im Herbst 1923 startete, meldete der SCL eine Mannschaft, die erste Lebacher Mannschaft, die an einem schachsportlichen Wettkampf teilnahm. Sie startete in der C - Klasse III. Jede neu in die SMM einsteigende Mannschaft musste in dieser Klasse beginnen, da sie die unterste Klasse war. Durch den Sieg bzw. einen 2. Platz konnte man in die nächsthöhere Klasse aufsteigen, die B - Klasse. Siegte man auch in dieser Klasse, so stieg der Sieger in die damals höchste Klasse der SMM auf, der A - Klasse. Später ab der Spielsaison 1927/28 wurde die Meisterklasse geschaffen, an der die 4 bestplatzierten Mannschaften in der A -Klasse 1926/27 teilnehmen konnten.


Hier nun die Endtabelle der C - Klasse III der Spielsaison 1923/24: (Die Brettpunkte sind nicht bekannt, lediglich ob es ein Sieg oder eine Niederlage war. Die Spielpunkte geben den Endstand an, der sich aus den Siegpunkten der einzelnen Spiele ergab.)
C - Klasse III
Rang Verein Spielpunkte Lebach gegen... Sieg/Niederlage
1 Fenne 9 Fenne Niederlage 
2 Lebach 8 -  -
3 Wehrden 6 Wehrden  Sieg
4 Saarlouis 4 Saarlouis Sieg 
5 Fürstenhausen 3 Fürstemjaisem Sieg 
6 Hilbringen 0 Hilbringen Sieg 


In den "Völklinger Nachrichten" ist uns überliefert, dass Lebach Sieger der C - Klasse III wurde, was jedoch nicht in der offiziellen Verbandsveröffentlichung steht, auf die die obige Tabelle zurückgeht. Wie dem auch sei, jedenfalls reichte auch der 2. Platz zum Aufstieg in die B-Klasse.



Auch in der B - Klasse I schlug sich die Lebacher Mannschaft im darauf folgenden Jahr in der 4. SMM 1924/25 gut. Es folgt auch hier die Endtabelle:
B - Klasse I
Rang Mannschaft Punkte Lebach gegen... Ergegnis SCL=fett
1 Fenne 25,5 Fenne 3,5:4,5
2 Saarlouis 23,0 Saarlouis 3,0:5,0
3 Lebach 21,5 - -
4 Malstatt 19,5 Malstatt 4,5:3,5 
5 Völklingen 15,5 Völklingen 5,0:3,0
6 Altenkessel-Neudorf 15,0 Altenkessel-Neudorf 5,5:2,5

 


In der darauf folgenden Saison, der 5. SMM, die im Herbst und Winter 1925/26 ausgetragen wurde, schnitt die Lebacher Mannschaft jedoch schlecht ab. Sie erreichte lediglich den 5. Platz in der B - Klasse. Im Folgenden die Abschlusstabelle


B - Klasse 1925/26
Rang Mannschaft Punkte Lebach gegen... Ergegnis SCL=fett
1 Völklingen 29 Völklingen 0,5:7,5 
2 Malstatt 26 Malstatt 3,0:5,0
3 St. Arnual 24,5 St. Arnual 3,0:5,0 
4 Saarlouis-Roden 18,5 Saarlouis-Roden 2,5:5,5 
5 Lebach 17 -
6 SVG Saarbrücken* 2 SVG Saarbrücken  8,0:0

Ein niederschmetterndes Ergebnis, da die ansonsten nicht näher bekannte Mannschaft SVG SB gegen alle Mannschaften mit dem Ergebnis 0 : 8 verlor. Es könnte sich bei dieser Mannschaft um die aus dem Arbeiterschach bekannte "Freie Schachvereinigung Saarbrücken" handeln, die offensichtlich ihre Mannschaft unmittelbar vor Beginn der Spiele zurückzog. Denkbar wäre auch, dass es dieser Mannschaft von Seiten der Leitung des Saarkreises innerhalb des DASB (= Deutscher Arbeiterschachbund) verboten wurde, an den Spielen des bürgerlichen Schachverbandes (= SSV) teilzunehmen. Wie dem auch sei, praktisch bildete Lebach das Schlusslicht.
Es scheint, dass diese verheerenden Niederlagen den Keim zum Auseinanderfallen des 1. Lebacher Schachclubs legten. Denn in den folgenden Jahren finden wir keine Mitteilungen mehr über den Einsatz von Lebacher Mannschaften in den Unterlagen des SSV.


Wie wir gesehen haben, bemühte sich der 1. Lebacher Schachclub um schachliche Erfolge. Zur Vorbereitung auf die 1. Teilnahme an einer SMM ( = Saarl. Mannschaftsmeisterschaft) trug er Freundschaftsspiele mit benachbarten Clubs aus. So zum Beispiel mit Dirmingen ( 1922 [ ? ] oder eher 1923 ) und später ( 1924 ) mit St. Arnual. Die Kämpfe gegen St. Arnual endeten jedoch sowohl im Hinspiel wie auch im Rückspiel mit einer deutlichen Niederlage der Lebacher Mannschaft.
Einer der eifrigsten Schachspieler war sicher Rudi Steinmetz, der in diesen Jahren an den verschiedensten Turnieren im SSV - Bereich teilnahm: Er beteiligte sich an einem Lösungswettbewerb, den der Leiter der SZ - Schachecke ausgeschrieben hatte, und gehörte auch zu den Gewinnern. Nach seinem eigenen Bericht nahm er 1924 an einer Simultanveranstaltung von Großmeister Mieses teil, die die SSG 1919(= Saarbrücker Schachgesellschaft) durchführte.
Stolz erzählte er mir, als ich mich mit ihm über den 1. Lebacher Schachclub unterhielt, dass er dem GM ein remis abtrotzte und dafür von diesem ausdrücklich gelobt wurde. Weiterhin nahm er an einem lokalen Turnier, das der Völklinger Schachclub ausschrieb, in der A - Gruppe teil - eine Anerkennung seiner guten Spielstärke, während Kiefer nur in der B - Gruppe spielte. An der SEM (= Saarländische Einzelmeisterschaft) 1925 in St. Ingbert nahmen vom Lebacher Club sowohl Rudi Steinmetz als auch Richard Dörr teil. Beide wurden dem Hauptturnier B zugeordnet. Beide erreichten nur den 3. Platz in ihren jeweiligen Gruppen und versäumten es somit, ins Hauptturnier A aufzusteigen. ( Bei einem Sieg im HT A hätten Sie den Titel eines "Saarländischen Schachmeisters" im Sinne von Meisterspieler erringen können, der sie berechtigt hätte, im darauf folgenden Jahr, im Meisterturnier um die Saarlandmeisterschaft - der Saarlandmeister trug damals den Titel "Vorkämpfer des SSV 19.." - zu kämpfen. )


Anscheinend versuchte der damalige Club auch publikumswirksame Simultanveranstaltungen in Lebach durchzuführen. Nach Aussagen von Frau M. Irsch geb. Dörr könnten Adolf Haas und / oder Gerhard Weißgerber zu Simultanveranstaltungen in Lebach gewesen sein. Leider gibt es dafür keinerlei weitere schriftliche Unterlagen oder sonstige Bestätigungen, so dass diese Information nicht endgültig gesichert ist.
Trotz aktiver Teilnahme am Verbandsgeschehen scheint das Jahr 1927 ein Wendepunkt in der Existenz des 1. Lebacher Schachclubs gewesen zu sein. Sicher ist, dass er ab diesem Jahr überregional nicht mehr in Erscheinung getreten ist. Auch in der Vereinsliste der Festschrift des SSV aus dem Jahr 1931 ( 10 Jahre SSV ) taucht der SCL nicht mehr auf.
Damit stimmt auch die Aussage von Frau M. Irsch, geb. Dörr, überein, die mir gegenüber von einem Bruch in der Vereinsgeschichte in den späten 20er Jahren sprach. Zutreffend ist auch, dass Rudi Steinmetz, ein Motor des Vereinsgeschehens, Lebach aus beruflichen Gründen verließ und nach Düsseldorf übersiedelte, wo er sich dem dortigen Schachclub anschloss. Später wechselte er nach Wiesbaden, wo er selbstverständlich auch dem dortigen Schachverein beitrat. Mit der Wiesbadener Mannschaft erlebte er seinen absolut größten und schönsten Erfolg : Er nahm mit der Wiesbadener Mannschaft an der 1. deutschen Vereinsmannschaftsmeisterschaft in Frankfurt/M., Herbst 1938 ausgetragen, teil und trug durch sein gutes Ergebnis am 8. Brett maßgeblich zur guten Platzierung der Wiesbadener Mannschaft bei.
Ein weiterer Grund für den Zerfall des 1. SCL scheint auch die politische Betätigung einiger Mitglieder gewesen zu sein, die zu unüberbrückbaren Zerwürfnissen innerhalb des Vereins führten und das Ihre dazu beitrugen, dass der Verein schließlich zerbrach.
Erst nach dem 2. Weltkrieg, nachdem auch Rudi Steinmetz wieder nach Lebach zurückgekommen war, wurde ein neuer Schachclub in Lebach - der 2. - gegründet

   
   
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